Der Artikel geht, auf der Basis der Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) aus dem Jahr 2016 (http://dx.doi.org/10.4232/1.12796), den Fragen nach, welche sozialen Schichten besonders stark zur Wahl der „Alternative für Deutschland“ (AfD) neigen und durch welche subjektiven Einstellungen diese Schichtunterschiede erklärt werden können. Hierfür wird ein Schichtmodell verwendet, das sich an gegenwartsdiagnostischen Überlegungen von Andreas Reckwitz orientiert. Dieses Schichtmodell sieht nicht nur eine vertikale ökonomische Gliederung der Bevölkerung vor, sondern unterteilt die große Mittelschicht zusätzlich anhand der verfügbaren kulturellen Ressourcen in eine neue Mittelschicht und eine alte Mittelschicht. Obgleich eine solche Mittelschichtsdifferenzierung für die Verortung der AfD-Wählerschaft von besonderer Bedeutung ist, wurde sie in der bisherigen Forschung kaum systematisch berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Unterschicht die stärkste Neigung zur AfD aufweist und auch die alte Mittelschicht stark zu dieser Partei tendiert. Demgegenüber ist die AfD-Präferenz der neuen Mittelschicht und der Oberschicht nur schwach ausgeprägt. Darüber hinaus zeigt sich, dass Einstellungen zu kulturellen und materiellen Aspekten in unterschiedlichem Maß relevant für die Erklärung dieser Schichtunterschiede sind, je nachdem welche Schicht betrachtet wird: Während für die erhöhte AfD-Präferenz der alten Mittelschicht vor allem kulturelle Einstellungen zu Migration und Islam von Bedeutung sind und materielle Einstellungen kaum eine Rolle spielen, sind für die besonders starke AfD Präferenz der Unterschicht sowohl kulturelle als auch materielle Einstellungen relevant.