In der DDR wurden seit Beginn der 1970er Jahre zu Lehrerausbildungs- und Forschungszwecken Unterrichtsstunden auf 1-Zoll-Videobändern aufgezeichnet. Über zweihundert dieser Aufzeichnungen aus den Beständen der Ost-Berliner Humboldt-Universität, der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR (APW) sowie der Pädagogischen Hochschulen Potsdam und Dresden blieben bis heute erhalten. Die Bänder gerieten nach der Friedlichen Revolution und der Wiedervereinigung in Vergessenheit und die Abspieltechnik an den Hochschulen der DDR wurde entsorgt. Erschwerend kam hinzu, dass es in den 1970er Jahren noch keine Standards für Videotechnik gab und es somit fast ausgeschlossen schien, ein für die Abspielung geeignetes Gerät zu finden. Im Rahmen mehrerer von der DFG und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur geförderter Projekte an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Wien in Kooperation mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) wurde dieser Fundus an Videobändern der - wissenschaftlichen - Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dazu wurde das Material durch Digitalisierung in internetkompatible Formate überführt. Die Filme sind formal und inhaltlich, durch Schlagworte und Abstracts, erschlossen. Der historischen Unterrichtsforschung steht nach der Erschließung dieses Materials eine neue Quellengattung zur Verfügung. Besonders für die vergleichende Ost-Westforschung sind diese Unterrichtsdokumentationen wertvoll, weil vergleichbare westdeutsche Unterrichtsaufzeichnungen vorhanden sind.
Bei der Aufzeichnung handelt es sich um einen Lehrfilm aus dem Jahr 1985/86 für Lehrkräfte im Fach Kunsterziehung. Im Mittelpunkt stehen methodische Wege, die es dem Schüler ermöglichen, sich selbst in Beziehung zur gesellschaftlichen Wertorientierung zu setzen und diese gestalterisch zum Ausdruck zu bringen. Als Beispiele werden zwei Unterrichtsaufzeichnungen gezeigt. In der ersten ist es die Aufgabe der Schüler, sich selbst in Beziehung zu einer anderen Person darzustellen und diese gestalterisch zu beschreiben (1), während in der zweiten Linolschnitte zur Präsentation möglichst vieler verschiedener Berufe in einer Ausstellung angefertigt werden (2). Ab 00:39:18 ist die Aufzeichnung einer Mathematikstunde zu sehen.