Befragung zu umweltpolitischen Einstellungen und Wahl der Verkehrsmittel im Kanton Zürich - 1994

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Ausgangspunkt dieser Forschungsarbeit waren die häufigen sozialen Dilemmasituationen beim alltäglichen "umweltverantwortlichen Handeln", wie sie spieltheoretisch beschrieben worden sind. Eine die Umwelt schonende Lösung dieser Dilemmata erfordert ein "nicht-rationales" kooperatives Verhalten. Als Ausweg aus solchen Dilemmasituationen wurde deshalb von verschiedener Seite der Ruf nach einer anderen Rationalität unseres Handelns laut. Einer der prominentesten Vorschläge stammt von Jürgen Habermas. Mit seiner Theorie des kommunikativen Handelns begründet er eine erweiterte Auffassung von Rationalität und leistet damit einen wichtigen theoretischen Beitrag zur Überwindung sozialer Dilemmata, bzw. zur Förderung umweltverantwortlichen Handelns. Diese Theorie wurde bisher keiner strengen empirischen Prüfung in realen Entscheidungssituationen unterzogen. Auch fehlen empirische Untersuchungen über die zu erfüllenden Bedingungen, damit die grundsätzlich kooperationsorientierte kommunikative Rationalität zum Tragen kommen kann. Problem 1: Umweltprobleme sind weitgehend Kooperationsprobleme, weil sie den Charakter von sozialen Dilemmasituationen haben. Problem 2: Der Zusammenhang zwischen kommunikativer Rationalität und umweltverantwortlichem Handeln ist empirisch nicht belegt. Problem 3: In der Umweltpolitik fehlt ein klares und umfassendes Konzept für das sog. "Kooperationsprinzip". Die Arbeit hat einerseits eine wissenschaftliche und andererseits eine praktisch-politische Bedeutung. Es gehört zu den wichtigsten Anliegen der hier vorgeschlagenen Arbeit, eine Brücke zwischen wissenschaftlich-theoretischen Einsichten und Alltagspraxis zu schlagen. a) Die praktisch-politische Bedeutung: - Die Arbeit schlägt konkrete praktische Instrumente zur Förderung des umweltverantwortlichen Handelns vor. - Sie stellt ein leicht verständliches und gleichwohl wissenschaftlich fundiertes Konzept für die Ergänzung der umweltpolitischen Leitsätze durch das sog. "Kooperationsprinzip" zur Verfügung. - Sie bietet eine Perspektive (Leitbild) für eine Vielzahl verschiedener (auf kooperative Rationalität abstützender) umweltpolitischer Instrumente (für Umweltbehörden auf Bundes-, kantonaler und Gemeindeebene) und ermöglicht damit eine bessere Koordinierung und Abstimmung dieser Instrumente. Die Effektivität dieser Instrumente dürfte durch ihren koordinierten komplementären Einsatz erheblich gesteigert werden. - Diese Arbeit sollte konkrete Anregungen für die Umwelterziehung bieten und damit vor allem auch bei den für die Zukunft bedeutenden jungen Generationen ansetzen. - Die Modellierung des kooperativen Verhaltens bei der Verkehrsmittelwahl im Raum Zürich sollte eine gezieltere Politik sowohl zur Förderung des Umsteigens auf öffentliche Verkehrsmittel im einzelnen als auch zur Förderung des kooperativen Verhaltens zugunsten der Umwelt im allgemeinen darstellen. b) Die wissenschaftliche Bedeutung: - Diese Arbeit sollte die wissenschaftliche Einsicht in die grundlegenden Entscheidungsprozesse bezüglich dem umweltverantwortlichen Handeln vertiefen. Insbesondere sollten die normativen und expressiven Entscheidungsgrundlagen und der Entscheidungskontext explizit berücksichtigt werden. Es wurde dazu in Form von Strukturgleichungen ein mathematisches Entscheidungsmodell entwickelt und empirisch geprüft. - Eine derartige Operationalisierung, mathematische Modellierung und empirische Prüfung von den Kernelemente der Theorie des kommunikativen Handelns wurde bis dahin nicht vorgenommen und stellte damit ein Wendepunkt im Bereich der Rational-Choice-Modellierung dar. - In der Gegenüberstellung und empirischen Überprüfung (mittels Strukturgleichungsmodellen) behavioristischer und handlungstheoretischer Konzepte für die Verknüpfung von "Einstellungen" bzw. "Handlungsdispositionen" und Handeln sollte eine vertiefte Einsicht in die menschlichen Handlungsprozesse erreicht und ein Brückenschlag zwischen handlungstheoretischen und behavioristischen Ansätzen ermöglicht werden.

The starting point of this study was the frequent social dilemma situations in everyday "environmentally responsible behaviour" as they have been described in game theory. An environmentally friendly solution to these dilemmas requires "non-rational" cooperative behaviour. As a way out of such dilemmas, there were calls from various sides for a different rationality in our actions. One of the most prominent suggestions comes from Jürgen Habermas. With his theory of communicative action he established an expanded understanding of rationality and thus made an important theoretical contribution to overcoming social dilemmas and promoting environmentally responsible action. This theory has not yet undergone a rigorous empirical examination in real decision-making situations. Empirical studies on the conditions to be met are also missing so that the fundamentally cooperation-oriented communicative rationality can take effect. Problem 1: Environmental problems are largely cooperation problems because they have the character of social dilemmas. Problem 2: The connection between communicative rationality and environmentally responsible action is not empirically proven. Problem 3: Environmental policy lacks a clear and comprehensive concept for the so-called "cooperation principle". The work has both scientific and practical political significance. One of the most important concerns of the work proposed here is to build a bridge between scientific-theoretical insights and everyday practice. a) The practical political significance: - The study proposes concrete practical instruments to promote environmentally responsible action. - It provides an easy-to-understand yet scientifically based concept for supplementing the environmental policy guidelines with the so-called "cooperation principle". - It offers a perspective (model) for a variety of different environmental policy instruments based on cooperative rationality (for environmental authorities at federal, cantonal and municipal level) and thus enables better coordination of these instruments. The effectiveness of these instruments should be significantly enhanced by their coordinated complementary use. - This study should offer concrete suggestions for environmental education and therefore, above all, start with the younger generations of importance for the future. - The modelling of cooperative behaviour in the choice of transport modes in the Zurich area should represent a more targeted policy both to promote the switch to public transport in particular and to promote cooperative behaviour in favour of the environment in general. b) The scientific significance: - This study should deepen the scientific insight into the basic decision-making processes regarding environmentally responsible behaviour. In particular, the normative and expressive decision bases and the decision context should be explicitly considered. A mathematical decision model was developed and empirically tested in the form of structural equations. - Such operationalization, mathematical modelling and empirical testing of the core elements of the theory of communicative action had not been carried out up to now and thus represented a turning point in the area of rational choice modelling. - In the juxtaposition and empirical examination (using structural equation models) of behaviorist and action-theoretical concepts for linking "attitudes" or "action dispositions" and action, a deeper insight into human action processes should be achieved and a bridge between action-theoretical and behaviorist approaches enabled.

Identifier
DOI https://doi.org/10.23662/FORS-DS-74-1
Metadata Access https://datacatalogue.cessda.eu/oai-pmh/v0/oai?verb=GetRecord&metadataPrefix=oai_ddi25&identifier=6ac44cdc5cd79cfd63c0ac6b334ebbfa9b526b543850bd8502ccfb88c82f63aa
Provenance
Creator Ernste, Huib
Publisher FORS
Publication Year 1998
Rights Restrictions supplémentaires: Aucune; Zusätzliche Einschränkungen: Keine; Additional Restrictions: None; Permission spéciale: Aucune; Sondergenehmigung: Keine; Special permission: None
OpenAccess true
Representation
Language English
Discipline Social Sciences
Spatial Coverage Suisse; Schweiz; Switzerland; Europe; Europa; Europe; Europe occidentale; Westeuropa; Western Europe