Im vorliegenden Beitrag, dem UHH MOTRA Spotlight No. 10, wird über die Ergebnisse einer Online-Umfrage berichtet, die in der Zeit der Fußball-EM 2024 vom 28. Juni bis zum 8. Juli 2024 als 10. Erhebungswelle der MOTRA-Studie „Menschen in Deutschland: International“ (MiDInt) durchgeführt wurde. Dabei wurde eine für die Wohnbevölkerung ab 18 Jahren repräsentative Stichprobe von n=2468 Personen erreicht. Diese wurden unter anderem zu ihren subjektiven Wahrnehmungen und Bewertungen der Fußball-EM 2024 sowie zu ihren Einstellungen gegenüber kultureller Diversität und zu Vorurteilen gegenüber Ausländern befragt. Die Studie verfolgt die Frage, inwieweit ein solcher internationaler Sportevent wie die Fußball-EM 2024 zu einem verbesserten gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie dem Abbau von Vorurteilen gegenüber Minderheiten beitragen kann, darunter insbesondere ausländerfeindliche Einstellungen. Im Ergebnis bestätigt sich der Eindruck, der auch schon in den Massenmedien vielfach berichtet wurde, dass die Fußball-EM 2024 in der Bevölkerung auf großes Interesse stieß und der Ablauf dieses Ereignisses, trotz kleinerer Zwischenfälle, die glücklicherweise ohne gravierendere Folgen blieben, sehr positiv erlebt wurden.
Im Einzelnen war Folgendes festzustellen: Nur knapp 25% der Befragten erwiesen sich als an der Fußball-EM 2024 gar nicht interessiert. Etwa 70% empfanden das Erlebnis der EM 2024 persönlich als eine „richtige Freude“. Ca. 80% gaben an, dass „wir in Deutschland stolz darauf“ sein können, „diese EM mit einer solchen tollen Stimmung ausgerichtet zu haben“. 75% meinen, die Fußball-EM habe die Menschen in Deutschland enger zusammengeführt. 51.5% denken, dass die EM-2024 hat zum Abbau von Vorurteilen gegenüber Ausländern beigetragen hat.
Die von den Befragten subjektiv wahrgenommenen positive Effekte der EM-2024 werden durch korrelative Befunde bestätigt und weiter gestützt. So weisen Personen, welche die EM-2024 mit positiven Emotionen verbinden und dieses Ereignis insgesamt als für die soziale Integration förderlich erlebt haben, signifikant seltener ausländerfeindliche Einstellungen auf.
Ein internationales sportliches Großereignis wie die Fußball-EM 2024 kann insofern offenbar zu einer positiven emotionalen Grundstimmung und der Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts sowie zur Reduzierung von Vorurteilen und Intoleranz beitragen. Allerdings ist ein Umfang von ca. einem Drittel klar ausländerfeindlich eingestellter Menschen in der Wohnbevölkerung, wie er hier festgestellt werden konnte, in jeder Hinsicht Anlass, sich diesem Problem weiter intensiv zuzuwenden. Sport im Allgemeinen und Fußball im Besonderen, insbesondere auch der Profifußball und internationale Fußballveranstaltungen wie solche Turniere, können nach den vorliegenden Befunden im Sinne der Prävention von Intoleranz und Rassismus wirksam sein und so auch genutzt werden. Sie könnten gezielt unter anderem auch unter diesem Aspekt betrachtet und gestalte. Sie erlauben es, positive Emotionen zu erzeugen. Sie können Gemeinschaftserlebnisse ermöglichen, die wechselseitige Kontakte und Verständigung erleichtern und so Respekt und wechselseitige Akzeptanz fördern sowie der Entstehung oder Aufrechterhaltung von Intoleranz, Ablehnung und Vorurteilen entgegenwirkend.
Football is the King of the World! The European Football Championship 2024 in Germany and its effects on social cohesion and the reduction of social prejudice
By
Diego Farren, Janosch Kleinschnittger, Katrin Brettfeld, Thomas Richter und Peter Wetzels
Abstract:
This UHH MOTRA Spotlight No. 10 reports on the results of an online survey that was conducted during the European Football Championship 2024 from June 28 to July 8, 2024 as the 10th survey wave of the MOTRA study "People in Germany: International" (MiDInt). A sample of n=2468 people representative of the resident population aged 18 and over was reached. Among other things, they were asked about their subjective perceptions and assessments of the European Football Championship 2024 as well as their attitudes towards cultural diversity and prejudices against foreigners. The study examines the extent to which an international sporting event such as the European Football Championship 2024 can contribute to improved social cohesion and the reduction of prejudices against minorities, particularly xenophobic attitudes. The results confirm the impression that has already been widely reported in the mass media. According to this, the European Football Championship 2024 met with great interest among the population. Despite minor incidents, which fortunately did not have any serious consequences, the experience of this major event at many different venues was very positive.
In detail, the following descriptive findings were made: Only just under 25% of respondents proved to be not at all interested in the European Football Championship 2024. Around 70% felt that the experience of Euro 2024 was a "real pleasure" for them personally. Around 80% stated that "we in Germany can be proud" of having "hosted this European Championship with such a great atmosphere". 75% believe that the European Football Championship has brought people in Germany closer together. 51.5% think that the European Footballchampionchip 2024 has helped to reduce prejudices against foreigners. Positive effects of the European Football Championship that were subjectively perceived by the respondents are supported by additional correlational findings. People who associated the European Championship 2024 with positive emotions and who experienced this event overall as beneficial for social integration were significantly less likely to exhibit xenophobic attitudes.
In this respect, a major international sporting event such as the European Football Championship 2024 can evidently contribute to a positive emotional mood and the strengthening of social cohesion as well as the reduction of negative prejudices towards foreigners. However, the fact that around a third of the resident population showed clearly xenophobic attitudes, as was found here, gives every reason to continue to focus on this problem. Sport in general and football in particular, including professional football, especially international football events such as tournaments like the EU Football Championship, can be a way for the prevention of prejudice and xenophobia. Among other things, they can be specifically designed and used to generate positive emotions and enable community experiences that facilitate mutual contact and understanding which contribute to the prevention of intolerance and prejudice.